Neonazi-Übergriffe in Wien seit September 2024, Eine vorläufige, unvollständige Chronologie
Seitdem die extrem rechte FPÖ im September die Nationalratswahl gewonnen hat, erleben wir in Wien eine neue Welle rechter Gewalt. Insbesondere in den letzten Wochen des Jahres 2024 konnten wir einen sowohl qualitativen als auch quantitativen Anstieg dieser beobachten.
Diese Gewalt steht in einem Zusammenhang mit dem Wahlerfolg der FPÖ und war zu erwarten. Dennoch ist diese Entwicklung äußerst besorgniserregend. Die Neonaziszene spürt den Zuspruch aus der Gesellschaft.
In Anbetracht dessen, dass neonazistische Abschiebefantasien wahrscheinlich bald zu Regierungspositionen werden, ist mit einem weiteren Anstieg rechter Gewalt zu rechnen. Rassistische Aussagen wie die Forderung nach einem “Kampf gegen den Islam” (J. Mikl-Leitner, ÖVP, 05.01.2025) sind weiteres Öl ins Feuer der rechten Schläger. Da helfen auch keine späteren halbgaren Entschuldigungen.
Im Folgenden möchten wir die uns bekannten Vorfälle und die vermutlich unvollständige Liste neonazistischer Übergriffe chronologisch darlegen. Abschließend nehmen wir Bezug auf die dahinter stehenden Akteure.
26.09.2024 - Wien-Floridsdorf
In das Lokal der Sozialistischen Jugend Floridsdorf wird eingebrochen, Nazi-Graffitis werden gesprüht und der Raum verwüstet.
30.09.2024 - Wien-Innere Stadt (Wahltag)
Neonazis der Gruppe “Defend Austria” (DA) mischen sich unter eine linke Spontandemonstration und provozieren.
Anfang November 2024 - Westbahnhof
Der Neonazi Bernhard Burian (Tanzbrigade) und eine weitere Person gehen einen linken Aktivisten an. Er kann die Situation rechtzeitig verlassen und bleibt unverletzt.
30.11.2024 - Schwurbeldemo
Eine Person wird von Marco Singraber (Tanzbrigade) und weiteren Neonazis in den Öffis angegriffen. Die Person ist eine PoC und hatte einen kleinen Antifa Button an der Kleidung.
30.11.2024 - Wien-Leopoldstadt
Im Anschluss an die rechte Demonstration greifen mehrere Neonazis aus dem Umfeld der Tanzbrigade einen orthodoxen Juden an und schlagen ihm seinen Schtreimel (jüdische Kopfbedeckung) vom Kopf. Fotos belegen, dass die Neonazis zuvor die rechte Demonstration besuchten. Dennoch leugnet die Wiener Polizei diesen Zusammenhang.
04.12.2024 - Linkes Zentrum W23
Drei junge Neonazis gehen während einer feministischen Veranstaltung an der W23 vorbei und rufen “Scheiß Antifa”.
November/Dezember 2024 - Villa Vida Café
Junge Neonazis stürmen mehrmals in das queere Café, schreien herum und kleben “Rechte Jugend voran” Sticker.
08.12.2024 - Wien-Mariahilf
Neonazis der Tanzbrigade malen ein Graffiti im Esterházypark. Dieses wird innerhalb weniger Stunden von Antifaschist*innen entfernt.
19.12.2024 - Wien-Margareten
Vier junge Neonazis (mind. einer von DA) gehen durch die Antifa-Kundgebung gegen den AfD Politiker Maximilian Krah und pöbeln. Später machen die gleichen Neonazis Fotos mit Krah. Am gleichen Abend kommen zwei weitere Neonazis zu der linken Kundgebung und rufen rechte Parolen.
Ende Dezember 2024 - U-Bahn Station
Eine Gruppe junger Neonazis bedrängt eine Gruppe junger Menschen, vermutlich weil sie diese als “links” erkennen.
Nacht auf den 28.12.2024 - Wien-Josefstadt
Vier Personen werden von einer 10er Gruppe Neonazis aus dem “Division Wien” Umfeld körperlich angegriffen, weil sie “links” aussehen.
29.12.2024 - U4/U6
Junge Neonazis halten sich in der U-Bahn auf und halten Ausschau nach potentiellen Zielen, um diese anzugreifen.
Dies sind nur die Fälle neonazistischer Gewalt, die uns bekannt sind. Wenn euch weitere Fälle von rechter Gewalt bekannt sind, meldet diese bitte an uns!
Die Täter sind oft aus dem organisierten Neonazi-Milieu sowie aus dem ideologischen Umfeld der FPÖ und der “Identitären”.
Das Agieren der Täter legt nahe, dass diese sich gezielt verabreden, um nach potentiellen Zielen Ausschau zu halten und diese dann anzugreifen. Achtet daher vermehrt auf euren Selbstschutz und organisiert euch!
Wenn es zu Übergriffen durch Neonazis kommt, wendet euch gern mit einer Nachricht an uns (etwa unter: gfoa-wien@riseup.net).
Auf dem Bild findet ihr eine Übersicht, was eine solche Nachricht beinhalten sollte. Versucht nach Möglichkeit Fotos von den Tätern zu machen. Lasst euch nicht einschüchtern - Fight Back!
Wir möchten nochmal betonen, dass diese Taten in Zusammenhang mit der Politik der FPÖ stehen. Die aktuelle Welle rechter Gewalt hat nicht zufällig kurz vor der Nationalratswahl begonnen und hält bis heute an.
Organisiert den antifaschsitsichen Selbstschutz!
Gruppe für organisierten Antifaschismus [wien]