Du bist im Urlaub in einem Land, dessen Sprache du überhaupt nicht sprichst. Deine SIM-Karte funktioniert in dem Land auch nicht.
Du sitzt in einem Nachtbus auf dem Fensterplatz. Dein Sitznachbar schläft. Fast alle anderen Fahrgäste schlafen auch. Zwischen dem Fahrgastraum und dem Fahrer ist eine geschlossene Tür.
Der Bus fährt auf einer Autobahn-ähnlichen Straße. Wo genau der Bus gerade entlangfährt, weißt du nicht.

Du schaust aus dem Fenster.

Du siehst kurz einen Menschen, der neben der Gegenfahrbahn im Gebüsch liegt, auf dem Rücken. Ein Fahrrad liegt halb auf ihm drauf. Ob er verletzt oder bei Bewusstsein ist, kannst du nicht sehen, denn nach einem Sekundenbruchteil ist er schon wieder außer Sichtweite.

Was würdest du in dieser Situation tun?

Ich stelle die Frage aus gegebenem Anlass. Ich war in der Situation. Ich habe nichts getan und nichts gesagt. Und fühle mich immer noch schlecht damit.

  • AAA@feddit.org
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    21 days ago

    Trennung zwischen Fahrer und Passagieren, spanisch, gar kein bis wenig Englisch,… ist das in Mexiko passiert?

    Wenn ja: selbst wenn du dem Fahrer zu verstehen gegeben hättest was du gesehen hast, der hätte ganz sicher nicht angehalten. Eher hätte er noch einen Zahn zugelegt. Es gibt leider Ecken in dieser Welt wo das richtig und wichtig ist, und es war möglicherweise besser, dass du nichts getan hast.

    • superkret@feddit.orgOP
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      21 days ago

      Chile. Da wäre das anders gewesen. Das Land gilt auch als das “Deutschland Südamerikas” und besonders der Süden ist sicherer als die meisten Staaten in Europa.

      • AAA@feddit.org
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        21 days ago

        OK, anderes Pflaster.

        Du solltest dich trotzdem nicht fertig machen. Wir reagieren in plötzlich auftretenden Stresssituationen oft nicht so wie wir es gern würden. Das belastet dich jetzt retrospekt, ist aber menschlich. Verzeih dir selbst und das nächste Mal reagierst du vielleicht anders.

  • Phineaz@feddit.org
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    22 days ago

    Das tut mir sehr Leid. Ich glaube, dass die meisten genau so wie du gehandelt hätten. Klar, im Nachhinein kann man sich jetzt viel erzählen, dass du es zumindest hättest probieren sollen oder dergliechen, aber du warst auch einem enormen Druck ausgesetzt, mit dazu ein echtes Risiko, dass du alle aufweckst und den Busfahrer dazu bekommst dir zuzu"hören" nur um festzustellen, dass er/sie abwinkt. Dann stündest du jetzt da mit der Frage, ob du mehr hättest tun sollen.

    Pass bitte auf dich auf, so etwas kann einen zerfressen. Rede bitte mit Menschen über die Thematik, denn im Selbstgespräch wirst du wenig Ruhe finden.

  • Bonifratz@lemm.ee
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    22 days ago

    So, wie Du die Situation geschildert hast, hättest Du wahrscheinlich wirklich nichts Sinnvolles tun können. Aber das Problem setzt für mich an einem früheren Punkt an: Dass Du Dich mit gar niemandem in irgendeiner Sprache verständigen kannst, kann ich ja noch nachvollziehen, so eine Reise hatte ich auch schon mal. Aber ich hätte mir an Deiner Stelle auf jeden Fall eine lokale SIM-Karte mit Internet besorgt. Dann hättest Du eure genaue Position sehen können, außerdem hättest Du z. B. mit Google-Übersetzung einem Mitreisenden die Situation verständlich machen können. Es ist ja auch in Deinem Interesse, falls Du selbst auf so einer Reise in Schwierigkeiten gerätst, dass Du auf irgendeine Weise Hilfe holen kannst.

  • rbn@sopuli.xyz
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    22 days ago

    Wenn ich mir sicher gewesen wäre, dass da jemand unter einem Fahrrad lag, hätte ich es vermutlich mit Hand und Fuß zu erklären versucht.

    “Stop”-Handgeste “Wildes aus dem Fenster nach hinten zeigen”-Geste “Pedale mit den Händen drehen”-Geste “Messer an Kehle” oder “Zunge raus und Kopf schlaff zur Seite hängen”-Geste “Telefon”-Geste “Wildes aus dem Fenster nach hinten zeigen”-Geste

    Ggf. könnte man auch die Notrufnummer 911 / 112 o.ä. mit den Fingern oder auf dem Smartphone zeigen.

    • NeoNachtwaechter@lemmy.world
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      21 days ago

      Geste “Messer an Kehle”

      Wildes Herumfuchteln und eine solche Geste werden mit großer Wahrscheinlichkeit zu einem ganz anderen Ergebnis führen.

      Zum Beispiel, dass alle sich totlachen über diesen Clown.

      Oder dass sie dich als aggressiv verstehen und dann irgendwie stillegen.

      • rbn@sopuli.xyz
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        21 days ago

        Also ich weiß ja nicht. Bislang konnte ich mich im Ausland immer halbwegs verständlich machen, wenn es darauf ankam, selbst wenn ich die Sprache gar nicht gesprochen habe. Man kann ja auch noch ein paar halbwegs internationale Worte in die Vorführung einstreuen. Ich weiß nicht, um welches Land es hier geht aber bspw. SOS, Bike, Help, Crash, Doctor oder ähnliches dürften auch in Südamerika, Asien oder Afrika viele Menschen verstehen.

        Dass man verhaftet wird oder “stillgelegt” wird, wenn man sich zuvor ganz normal verhalten hat, kann ich mir nicht so ganz vorstellen.

        • NeoNachtwaechter@lemmy.world
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          21 days ago

          Je wilder (oder “dringender”) du dich aufführst, desto mehr werden die Menschen sich mit dir und mit deinem Verhalten beschäftigen, und entsprechend weniger mit den Sachen, die mitzuteilen versuchst.